Deutscher Feminismus und Antisemitismus
Ljiljana Radonic
Margarethe Mitscherlich schreibt über die Frauen im NS: "Es waren weitgehend Frauen, die während des Zweiten Weltkriegs [als die Männer an der Front kämpften] (...) einen großen Teil der Verantwortung in der Heimat übernahmen."1 Was als neutrale Analyse durchgehen könnte, wird einige Seiten später in einen unmissverständlichen Kontext gestellt: Sie bemängelt, dass vieles, was Frauen damals erreicht haben, wieder rückgängig gemacht werden soll und dass
"die heutige Generation junger Frauen sich in ihrer frühen Kindheit nicht mit den Müttern der Kriegs- und Nachkriegsjahre, die gelernt hatten ein selbständiges Leben zu führen, identifiziert hat, sondern mit den Frauen der fünfziger Jahre, die sich in ihre frühere unkämpferische, untergeordnete Rolle wieder einfügten und die regressive antiaufklärerische Konsolidierung der Familien- und Geschlechterverhältnisse durch ihr Verhalten unterstützten."2
Mitscherlich behauptet damit, dass die Frauen während des NS-Eroberung- und Vernichtungsfeldzugs im "Osten- durch das Aufrechterhalten des NS zuhause in Deutschland und Österreich einen bedeutenden Schritt in Richtung Emanzipation geschafft haben und empört sich über Regression und Gegenaufklärung - des Deutschlands der fünfziger Jahre. Hier wird deutlich, dass sie bei ihrem Bemühen, positive Identifikationsmöglichkeiten für die Frauenbewegung zu schaffen, den NS verharmlost und die Rolle "der Frau" von jeglicher negativer Verantwortung reinwaschen will.
Zu dieser positiven Bezugnahme auf "die Frau" im NS gehören noch weitere Behauptungen Mitscherlichs, bei denen sie sich in Widersprüche verstrickt: Sie fordert, junge Frauen sollten sich ein Beispiel an der "selbständigen Frau" des Zweiten Weltkriegs nehmen, aber gleichzeitig beteuert sie, Krieg sei Männersache, "die Frau" sei fast immer Opfer gewesen.3 In der Nazizeit hätte die Frauenbewegung zu existieren aufgehört und "in der Ideologie der Nazis hatten die Frauen nur als Mütter - möglichst von Söhnen - eine Lebensberechtigung"4. Frauen seien nicht "wirklich" antisemitisch, sie "verfallen dem Antisemitismus als Folge ihrer Identifikation mit männlichen Vorurteilen, weil sie Angst vor Liebesverlust haben- und "ergeben fügen sie sich den widersprüchlichen Forderungen, die ihnen im Laufe des Dritten Reiches zugemutet werden; vom Weibchen am Herd, das dem Führer Söhne gebären sollte, bis zur BDM-Führerin, Munitionsarbeiterin oder gar KZ-Wächterin."5 Mitscherlich behauptet also einerseits, Frauen seien zu selbstständigen Urteilen weniger fähig, da sie sich aus Angst vor Liebesverlust so verhalten, wie Männer es wollen und gleichzeitig behauptet sie, die weibliche Moral und die "kritischeren, objektbezogenen Einschätzungen"6 von Frauen könnten als Modell für eine weniger zerstörerische Gesellschaft dienen.7 Mitscherlich scheint sich hier von ihrem Wunsch hinreißen zu lassen, "die Frau" einerseits als Verführte, Schwache, andererseits als Hoffnung spendende, bessere moralische Instanz hinstellen zu wollen.
Sie stellt mit diesen Behauptungen keine seltene Ausnahme innerhalb der Frauenbewegung dar. Die friedfertige Frau ist im Gegenteil geradezu beispielhaft für das Verhältnis der Frauenbewegung zum Antisemitismus und ihren Umgang mit der Rolle von Frauen im NS. Die oben kurz dargestellten Behauptungen sollen anhand eines Überblick über Tätigkeitsfelder von Frauen im NS hinterfragt werden, um später diesen historischen Tatsachen widersprechende feministische Thesen auf ihre wahren Motive hin überprüfen zu können.
Frauen als Täterinnen und Profiteurinnen im NS
Frauen haben sich im NS in unterschiedlicher Art und Weise rassistisch und antisemitisch betätigt. Mehrere Tausend Frauen arbeiteten als KZ-Aufseherinnen. Sie werden durchgehend als unvorstellbar sadistisch und grausam beschrieben und standen ihren männlichen Kollegen bei der Vernichtung hunderttausender Menschen in nichts nach - was die These von der friedfertigen Frau, die bloß für Aufseherinnendienste instrumentalisiert wurde, widerlegt. Innerhalb nur weniger Wochen und später auch Tage wurden Frauen zu jeder nur erdenklichen Grausamkeit bereit. Auch bei den völlig eigeninitiativen Todesmärschen und der Massenvernichtung in den KZ in der Endphase des NS-Regimes, als keine Befehle mehr von oben kamen, handelten die Aufseherinnen nach der antisemitischen Devise, noch möglichst viele Jüdinnen umzubringen.8
Außer den Frauen, die als Aufseherinnen für die Waffen-SS arbeiteten, waren die Ehefrauen der SS-Führer im Generalgouvernement eine nicht zu vernachlässigende antisemitische und menschenverachtende Größe: Viele Ehefrauen von SS-Führern lebten an den Einsatzorten ihrer Männer. Sie beuteten die Häftlinge der Konzentrationslager aus, indem sie sie als Dienstpersonal verpflichteten und sich an ihrem Eigentum bereicherten. Hinzu kommt noch, dass sie sich engagiert an der Ausraubung der jüdischen Bevölkerung in den besetzten Gebieten beteiligten. Der Antisemitismus dieser Frauen wird daran deutlich, dass sie nicht nur kritiklos über die Zeit in den Vernichtungslagern berichten, sondern immerzu betonen, wie schön sie es dort nicht gehabt haben, während um sie herum alles nach verbrannten Leichen stank. Ehefrauen, die nicht am Einsatzort ihrer Männer lebten, bedienten sich während ihrer Besuche im "Osten" an den Hinterlassenschaften der deportierten Jüdinnen und Juden in den Ghettos, nahmen Pelzmäntel, Kleider, Schmuck, Tafelsilber etc. zurück nach Deutschland mit. Die Frauen verfolgten oft bei ihrem Besuch die Deportationen und selbst Erschießungen mit großem Interesse.9
In der Heimat stellten seit 1934 Fürsorgerinnen Ermittlungen für die "erbbiologische Bestandsaufnahme" und die "Sippenforschung" an, aufgrund derer so genannte "Sippentafeln" erstellt und "erbbiologisch minderwertige" Familien erfasst wurden. "Die Erfassung führte zu Sterilisationsanzeigen und zur Meldung jeglicher Auffälligkeit rassischer, politischer und körperlicher Art."10 Als 1933 aufgrund des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" all ihre "nichtarischen" KollegInnen, den Dienst quittieren mussten, wurde seitens der Fürsorgerinnen kein Protest laut. Ab August 1934 wurden die Hilfsbedürftigen darauf hingewiesen, dass sie bei Juden nicht kaufen durften, spätestens ab 1935 war es Aufgabe der Fürsorgerinnen, das bei allen Einkäufen mittels der Rechnungen nachzuprüfen und ihnen bei Zuwiderhandeln die Hilfeleistungen zu streichen.11
Fürsorgerinnen setzten sich dafür ein, die Unterstützung für Jüdinnen und Juden zu streichen und teilten die extrem antisemitische Vorstellung der arischen Hilfeempfänger, es sei unangebracht, Arier zu besuchen, nachdem man die Luft in einer jüdischen Wohnung geatmet hatte. Sie schoben die Verantwortung für die Leiden der Menschen, die sie "erfasst" und angezeigt haben weg, und beriefen sich auf einzelne Fälle, in denen sie einmal jemanden nicht angezeigt haben, einmal jemandem Hilfe gewährten, dem sie "nicht zustand".
Auch außerhalb der Fürsorge haben unzählige Frauen andere Menschen den Verfolgungsmaßnahmen des NS ausgeliefert. Eine Denunziation führte oft zum Tod der/des Denunzierten. Verschiedene Studien belegen, dass der Anteil der Frauen bei Denunziationen bis zu dreißig Prozent ausmachte.12 D.h. Frauen waren zwar nicht im gleichen Ausmaß wie Männer für Denunziationen verantwortlich, sie waren auf diesem Gebiet jedoch weitaus stärker vertreten als bei anderen NS-Verbrechen. Das lässt sich dadurch erklären, dass zum Denunzieren kein Amt und keine Machtposition notwendig waren, sondern Frauen ungehinderte Möglichkeiten zur Denunziation hatten. Nina Scholz und Herbert Dohmen13 erläutern die Motive der Denunziantinnen: Auch Frauen missgönnten "den Juden" nicht nur Luxusgüter wie Wohnung und Arbeitsplatz, sondern ebenso elementare Dinge, wie Nahrungsmittel. Juden wurden mehrheitlich nur deshalb denunziert, weil sie Juden waren und man ihre Anwesenheit nicht wünschte, aus Antisemitismus also.
Natürlich ist die Anzahl der Frauen, deren Handeln direkt zur Deportation oder Ermordung anderer Menschen, geschweige denn die Zahl der Frauen, die selbst Häftlinge ermordeten, im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung gering. Aber auch das Handeln ganz "gewöhnlicher" deutscher und österreichischer Frauen darf im Kontext der Beteiligung am NS nicht unerwähnt bleiben. Sechs Millionen Frauen, d.h. jede fünfte Frau über 18 Jahren, gehörten bis 1941 der NS-Frauenschaft oder dem deutschen Frauenwerk, den zwei größten Frauenorganisationen im NS, an.14 Im Gegensatz zu der weit verbreiteten Ansicht, die Frauenbewegung hätte 1933 zu existieren aufgehört, kommt Claudia Koonz zu folgendem Ergebnis:
"Im NS-Deutschland hatten Frauen die Möglichkeit gehabt, die größte Frauenorganisation der Geschichte aufzubauen, und zwar mit dem Segen der so offensichtlich männlich-chauvinistischen NSDAP. Die Vision vieler Frauenrechtlerinnen des 19. Jahrhunderts war hier auf eine alptraumhafte Weise Realität geworden."15
Forschungen ergeben, dass sich die Frauenbewegung größtenteils problemlos vom "jüdisch-marxistischen Geiste" reinigen ließ bzw. sich selbst reinigte. Im Mai 1933 wurde Lydia Gotteschewski mit der Gleichschaltung der 230 bürgerlichen und religiösen Frauenorganisationen in Deutschland beauftragt. Jede Organisation hatte die Wahl, sich aufzulösen oder sich der Gleichschaltung zu fügen.16 Konservative Organisationen wie der Deutsche Frauenbund oder das Deutsche Rote Kreuz ließen sich prompt gleichschalten und "bereinigten" ihre Führungspositionen. Der über 60 Organisationen umfassende Bund Deutscher Frauen, das Herzstück der bürgerlichen Frauenbewegung, löste sich als Dachverband zwar auf, bis zum Ende des Sommers wählten aber praktisch alle wichtigen Mitgliedsorganisationen die Gleichschaltung oder die Frauen traten gleich NS-Frauenorganisationen wie dem Stahlhelmfrauenbund, dem Deutschen Frauenkampfbund, der Arbeitsgemeinschaft völkisch gesinnter Frauen usw. bei. Die Ausgrenzung der jüdischen Kolleginnen löste keinen Protest aus, die Frauenführerinnen protestierten erst lautstark gegen das Beschneiden ihrer eigenen Rechte, etwa als verheiratete Frauen entlassen wurden.17
Der Antisemitismus der Frauenführerinnen war bereits 1933 unübersehbar. Im Frauenordensblatt von Lydia Gottschewski wurden Frauen mit folgender Aufforderung auf ihre neue Aufgabe bei dem geplanten Boykott jüdischer Geschäfte vorbereitet:
"14 Jahre lang habt Ihr, Parteigenossinnen, Schulter an Schulter mit der braunen Front gegen die Juden, den Todfeind des deutschen Volkes, gekämpft, habt jüdische Geschäfte gemieden, denn nur durch wirtschaftlichen Boykott ist der Jude niederzuringen. Jetzt werdet Ihr als Aufklärungsgruppe eingesetzt. Ihr habt dafür zu sorgen, daß keine deutsche Frau beim Juden kauft. Der Kampf ist hart und unerbittlich, persönliche Rücksichten sind auszuschalten. Ihr habt die deutschen Frauen darüber aufzuklären, daß dieselbe jüdische Greulpropaganda schuld ist an den zwei Millionen Toten, schuld ist an den verhungerten Greisen, Frauen und Kindern, schuld ist an Versailles, Dawes und Young. (...) Sorgt dafür, daß in jeder deutschen Frau der Abwehrwille erwacht und sich zum stärksten Abwehrkampf steigert. (...) Nicht allein für den Augenblick, sondern für immer muß der Jude aus Volk und Staat ausgeschaltet werden."18
Eine andere Frühkämpferin, Irene Seydel, erklärte vor begeisterten Zuhörerinnen, der politische Kampf beginne im eigenen Heim: "Hier wird in kleinstem Rahmen der Kampf gegen den inneren Feind, den undeutschen Geist ausgetragen."19
Es steht fest, dass die Frauenmassenorganisationen die Eingliederung der weiblichen Bevölkerung in den NS-Staat beschleunigten. Sie wirkten bei der "Erb- und Rassenpflege" mit, indem sie unter den Frauen das Verbot propagierten, "Juden", "Zigeuner" und andere "Minderwertige" zu heiraten. Sie unterstützten die Sterilisationspolitik, indem sie auf Anzeigen drängten.20 Millionen Frauen in NS-Frauenorganisationen waren nicht Instrumente männlicher Wünsche, sondern erstmals selbstbewusste, politische Akteurinnen in diesem Ausmaß.
Frauen im NS haben ihre Kinder nicht mit jüdischen Kindern spielen lassen, sie kauften nicht bei "Juden" ein und sorgten dafür, dass auch ihre Nachbarinnen es nicht taten. Sie haben zwar "nicht in dem Maße wie Männer an der Konzeption und Vollstreckung der 'Endlösung' mitgewirkt, durch den Ausschluß im sozialen Nahraum aber die Vorraussetzungen dafür geschaffen."21 So ermöglichte "weibliche Fürsorge" die herrschende Ordnung und übersetzte die Ausgrenzungspolitik von Antisemitismus und Rassismus in den "privaten" Bereich der Familie und der Nachbarschaft.
Der NS bot für Frauen - entgegen aller Beteuerungen unzähliger Feministinnen - auch neue Möglichkeiten, aus ihrer weiblichen Rolle auszubrechen. Da, wie ich bereits erörtert habe, das Private auch durch den Einsatz der Frauen selbst unter das Vorzeichen nationalsozialistischer Politik gestellt wurde, konnten sich Frauen durch ihr Engagement für die Volksgemeinschaft nützlich machen und lösten sich teilweise aus der Abhängigkeit von ihren Ehemännern und Vätern. Ihr Engagement war plötzlich mehr als erwünscht, neben einem Einsatz für das Wohl der Volksgemeinschaft erlaubte es aber auch neue Aktivitäten von Frauen.22 Der Handlungsspielraum von Frauen erweiterte sich vor allem in der Jugendphase und auf dem Arbeitsmarkt deutlich in Richtung einer "relativen Gleichberechtigung"23. BDM-Schulungen ermöglichten Mädchen Aktivitäten vergleichbar mit denen der männlichen Hitler-Jugend. Weiters wurden durch den Mutterkult im NS "Mutterschaft und Hausfrauenarbeit" in "bisher einmaliger Manier professionalisiert"24 und verschafften Frauen eine außerhäusliche Arbeitsmöglichkeit. Weibliche Erwerbstätigkeit, insbesondere die verheirateter Frauen und Mütter, nahm seit 1933 - also auch vor dem Krieg - stetig zu. Das weit verbreitete Bild von der Zurückdrängung "der Frau" aus dem Berufsleben der NS-Zeit entspricht also nicht den Tatsachen.
Gabriela Walterspiel weist in ihrem Text "Das 'zweite Geschlecht' und das 'Dritte Reich'" auf das Bemühen des NS hin, alle Unterschiede innerhalb der Volksgemeinschaft zu nivellieren, und kommt zu dem Schluss, dass der NS bestrebt war, "den Gegensatz von Mann und Frau aufzuheben."25 Dies gelang durch die Vorstellung des absolut Negativen, der "Gegenrasse", die vernichtet werden muss, um sich selbst zu retten, weswegen alle angesichts dieser Bedrohung verschwindend geringen Interessensgegensätze versöhnt werden müssten. Der "als Führer personifizierte faschistische Souverän"26 enteignete die "Frauen ihrer Bewegung für die Gleichberechtigung als bürgerliche Subjekte", indem er in der Reichsfrauenschaft "die Frauen als Frauen, d.h. in ihrem unmittelbaren Geschlechtscharakter affirmiert."27 Damit löste er "das Problem von Gleichheit und Differenz tatsächlich, wenn auch auf seine faschistische Weise - Gleichheit mit den Männern im Kampf gegen die Juden, Differenz in der arbeitsteiligen Reproduktion der Gattung."28 Mit der Durchsetzung der NS-Prinzipien im Privaten, dem Boykott jüdischer Geschäfte, der Ausgrenzung und Denunziation von Jüdinnen und Juden beteiligten sich Frauen gerade in diesem häuslichen Bereich entscheidend an der Rettung der Volksgemeinschaft vor der Zersetzung durch die Gegenrasse und erfuhren eine völlig neue Aufwertung.
Die Frauenbewegung und der Antisemitismus
Nach dem Überblick über die Beteiligung von Frauen am NS, lässt sich einschätzen, wie sich das Bild, das die Frauenbewegung mehrheitlich von "der Frau" im NS zeichnet, zu den historischen Tatsachen verhält. Wo diese beiden nicht übereinstimmen, soll nach den Motiven für das verfälschende Bild gefragt werden.
Der Umgang mit dem Nationalsozialismus war bis Ende der achtziger Jahre ein Thema, das in der gesamten Frauenbewegung beinahe ausnahmslos bloß auf eine Art behandelt wurde: In der geschichtlichen Aufarbeitung des NS wurden Frauen nämlich meist als auf die Mutterrolle reduzierte Opfer beschrieben. "Das mag damit zusammenhängen, daß Frauengeschichtsschreibung häufig mit dem Anspruch betrieben wird, zur Identitätsstiftung von Frauen beizutragen,"29 schreibt Angelika Ebbinghaus 1987. Der von ihr herausgegebene Band "Opfer und Täterinnen. Frauenbiographien des Nationalsozialismus" gehört zu den ersten, die diese Interpretation als eine Art weiblichen Opfer-Mythos thematisieren. 1990 schreibt Lerke Gravenhorst in dem Sammelband "Töchter Fragen - NS-Frauengeschichte":
"Es hat zwar in der Bundesrepublik immer wieder Inseln einer feministischen Öffentlichkeit der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit gegeben. An dieser (...) Diskussion haben jüdische Feministinnen einen großen Anteil gehabt. Aber mir scheint, daß daraus noch keine breite Diskussion zu der Frage geworden ist"30.
Karin Windaus-Walser schätzte in demselben Band die Diskussion zu dem Thema Frauen im NS folgendermaßen ein:
"Zunächst fällt auf, daß in der bundesrepublikanischen Diskussion zum Thema 'Frauen im Nationalsozialismus' im Vergleich mit der Situation in anderen Ländern die Frau als Opfer-Figur besonders lang überlebt hat und weiter überlebt. Wenn von manchen feministischen Historikerinnen, Linguistinnen und Theologinnen in der Unterdrückung von Frauen eine Parallele zur Judenverfolgung gezogen wird, nehmen diese Vorstellungen irrationale Züge an. Eine solche Verweigerung von Einfühlung den wirklichen, weiblichen und männlichen Opfern des Nationalsozialismus gegenüber hängt mit der Verleugnung jeglicher eigener Schuld des weiblichen Geschlechts an Nationalsozialismus und Antisemitismus zusammen."31
Nun soll die Funktionsweise dieses weiblichen Opfer-Mythos, sozusagen der Theorie der "Gnade der weiblichen Geburt" dargestellt werden.
Der Opfer-Mythos als Identifikationsbedingung
Wie bereits in Zusammenhang mit Mitscherlichs friedfertiger Frau angesprochen, stellt die Denkfigur "der Frau" als Opfer einerseits und als selbständige Identifikationsfigur im NS andererseits einen Widerspruch dar. Renate Wiggershaus spricht in Zusammenhang mit KZ-Aufseherinnen von "zum Funktionieren bereiten (...) Aufsichtsmaschinen"32, in denen sie, ebenso wie in "Gebärmaschinen", von Männern instrumentalisierte Frauen zu erkennen glaubt. Marianne Lehker gibt folgende Erklärung für die Teilnahme von Frauen an der NS-Herrschaft:
"Frauen befanden sich 1933 also in einer Situation, in der sie die Grundlage der patriarchalen Argumentation bereits verinnerlicht und akzeptiert hatten. Aus dieser Position heraus konnte die frauenfeindliche nationalsozialistische Ideologie und Politik als Aufbruch in eine Zeit der 'Gleichberechtigung' und 'Ehrung' der Frau missverstanden werden. So konnten die Opfer zu Handlangern der Täter werden."33
Christa-Thürmer Rohr entwickelt 1987 ihr Konzept der Mittäterschaft von Frauen als einen Versuch der Abgrenzung zur Opfer-Theorie. Sie spricht von aktiver Anpassung der Frauen an die "mörderische Normalität" einer von Männern gemachten Welt. Karin Windaus-Walser stellt hierzu zu Recht die Frage, ob dies nicht bloß eine neue Variation des selben Grundgedankens darstellt: "'Mittäterschaft' reduziert sich so auf weibliche Korrumpierbarkeit durch das patriachale System und seine Ideologie, (...) statt passive haben wir nun sich selbst betrügende, aktive Opfer. Am Konzept von Weiblichkeit als Anpassung aber hat sich im Wesentlichen nichts geändert."34
Rita Thalmann spricht zwar von Frauen als Henkern, jedoch bloß als Werkzeug von Männern: "Ob als Zuschauerinnen, Opfer oder Henker, fast immer haben sie nämlich ihren Platz innerhalb oder am Rande des Schicksals der Männer. Auf der Seite der Henker, ob sadistisch oder nicht, sind sie nur Ausführende."35 Susanne Kappeler vertritt folgende Ansicht:
"Die Tat der KZ-Wächterin gegenüber ihren Opfern bleibt eine Machtausübung und Vergewaltigung. Die Frage nach der Mittäterschaft, der Verstrickung mit dem Täter, steht im Zusammenhang mit ihrem eigenen Untergeordnetsein, ihrer eigenen Bedrohung durch die Mächtigeren. Sie trägt Verantwortung für ihre Tat in dem Maße, wie sie Macht ausübt, wenngleich sie nicht verantwortlich ist für ein System, in dem sie selbst untergeordnet ist."36
Wenn man Frauen nur als Opfer oder Instrumente männlicher Herrschaft zu sehen bereit ist, dann stigmatisiert man sie als unselbständiger und passiver, als sie in Wirklichkeit sind. Durch diese Idealisierung der Unterdrückung wird die Geschlechter-Polarität reproduziert, Spielräume von Frauen werden geleugnet und somit unnötig selbst eingeschränkt.37
Obwohl Feministinnen wohl klar sein sollte, dass es "die Frau" nicht gibt, sprechen manche Theoretikerinnen dem "weiblichen Wesen" sogar eine quasi natürliche Widerständigkeit gegen den NS zu. Diese Theoretikerinnen stellen insofern eine Ausnahme innerhalb der Frauenbewegung dar, als sie sich sogar einzugestehen weigern, dass Frauen überhaupt als Täterinnen im NS auftraten. Annette Kuhn malt das Bild vom draußen wütenden Bösen und der drinnen lebenden weiblichen "dissidenten Frauenkultur"38, während Gerda Szepansky den weiblichen Kampf ums Überleben als in sich widerständig bezeichnet, denn der Kampf ums Überleben gelte als Kampf gegen den Krieg, die Gegnerschaft zum Krieg sei wiederum Widerstand gegen das System.39 An anderer Stelle meint Szepansky, "soziale Empfindlichkeit, die den Frauen durch Erziehung vermittelt wurde", habe sie "oft in einen gefühlsmäßigen Widerspruch zur Unmenschlichkeit der Naziherrschaft"40 gebracht. Offenbar ist das Bedürfnis nach Schuldabwehr auch größer, als jenes, Frauen zu suchen, die aktiv gegen den NS gehandelt haben, denn Widerstandskämpferinnen wurden von Feministinnen seltener als Identifikationsfiguren angenommen als das untergeordnete Opfer.41 Der Widerstand von Frauen gegen den NS kann nicht mit Anpassung und Identifikation erklärt werden, also wird er ungern thematisiert.
Antifeminismus = Antisemitismus - Der Genozid an Frauen und Juden?
In vielen feministischen Publikationen wird davon ausgegangen, dass, wie bei den Ausführungen zu Margarethe Mitscherlich bereits dargestellt, Frauen im NS genauso wie "die Juden" Opfer patriachaler Herrschaft waren, genauso wie diese benutzt, enteignet und zu Ausgestoßenen gemacht wurden. Mag diese These auch zumindest problematisch erscheinen, so wird sie dennoch oftmals ohne weitere Erklärung als Tatsache hingestellt. Danach geht es nur mehr darum, das Verhältnis von Sexismus und Rassismus (das Wort Antisemitismus kommt in derlei "Analysen" nicht vor) zu klären. Bei Gisela Bock ist der Sexismus der logische und zeitliche Vorläufer des Rassismus42 und alle Frauen, die den Status Deutsche innehatten (bzw. behalten durften), sind Opfer von sozialem Rassismus. An anderer Stelle spricht sie von rassistischem Sexismus: "Alle Frauen sind von beidem gleichermaßen betroffen, aber mit unterschiedlichen Erfahrungen. Sie sind einer kohärenten und zweigleisigen Politik des sexistischen Rassismus oder rassistischen Sexismus unterworfen (eine Nuance in der Perspektive)."43 Annette Kuhn spricht von Sexismus als einem Einfallstor für rassistische Politik. Gisela Bock geht aber noch einen Schritt weiter, als nur Sexismus und Rassismus für wesensgleich zu befinden. In ihrer Arbeit über Zwangsterilisation im NS kommt sie zu dem Ergebnis, dass ein Prozent aller gebärfähigen Frauen im Dritten Reich zwangssterilisiert wurde. Der Anteil sei bei Frauen und Männer gleich, jedoch seien 90% jener, die daran starben, Frauen gewesen.44 Auch sei das Leiden der überlebenden Frauen größer als das der überlebenden Männer, denn Kinderlosigkeit habe für Frauen eine andere Bedeutung als für Männer, so die Feministin.45 Dieser "vorsätzliche Mord" unterscheide sich, so Bock, nur dem Ausmaß, nicht jedoch der Intention nach vom Genozid an den Juden. Der Unterschied zwischen Zwangssterilisation und Genozid an den Juden sei für die Opfer nur ein relativer gewesen:
"Ihr Tod war nicht ein missliches 'Nebenprodukt' einer 'nur' auf Sterilisation und 'nicht' auf Mord zielenden Geburtenpolitik, sondern geplanter und bewusster Massenmord. Für Frauen war die Sterilisationspolitik nicht Vorstufe, sondern Beginn und erste Etappe der Massenmorde an Frauen und Männern."46
Bock behauptet hier fälschlicherweise, die bei der Sterilisation verstorbenen Frauen seien bewusst und vorsätzlich umgebracht worden. Der Genozid an den Frauen wird imaginiert, um den Opfer-Status "der Frau" ein für alle mal zu "beweisen". Gleichzeitig verschwimmt die Einzigartigkeit des Holocausts in Bocks Darstellung zu einem Massenmord neben vielen, bei dem nur eines sicher ist - Frauen sind daran nicht schuld.
Die feministische Zeitschrift Schlangenbrut erklärte 1988 zum Jahr des Holocausts an den Frauen, definiert als die "Zerstörung unseres Selbstbewusstseins, die Angst, die noch heute in uns als eine Folge des Patriarchats brennt."47 Mit der beliebigen Verwendung des Begriffes Holocaust wird die eigene Verantwortung sowie jene deutscher und österreichischer Mütter und Großmütter, für die Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden verharmlost. "Die Frau" wird als wahres Opfer des durch das Patriarchat verübten Holocausts imaginiert.
Antisemitische Patriarchatskritik
Für manche Theoretikerinnen scheint nicht einmal die oben dargestellte Art der Holocaust-Verharmlosung weit genug zu gehen. Einige feministische Theologinnen gehen nämlich noch einen Schritt weiter: Die katholische Theologin Gerda Weiler ist überzeugt, dass das vor 5000 Jahren noch weltumspannende Matriarchat vom Judentum vernichtet worden wäre. Auch die evangelische Theologin Christa Mulack ist von der Matriarchatsthese überzeugt und nennt Jahwe den Mörder der Göttinnen.48 Ihren Kritikerinnen unterstellt sie, sie würden Antipatriarchalismus mit Antisemitismus verwechseln, was beweise, dass sie selbst noch in patriarchalischen Ketten lägen. Auch die bereits erwähnte Zeitschrift Schlangenbrut hat dies "erkannt": Wer "Martiarchatsforscherinnen" des Antisemitismus zeihe, erweise sich als Agentin des Patriarchats und zerre die Schwestern auf den Scheiterhaufen, um im Patriarchat zu reüssieren.49
Was wird jedoch aus der These gefolgert, dass das Judentum das Matriarchat zerstört habe?
"Für unsere moderne Problematik hat die Geschichte des 'auserwählten Volkes' exemplarischen Charakter: Herausgelöst aus seinem Urgrund, verlässt dieses Volk die tolerante Weltanschauung seiner Mütter, verteufelt die alles durchdringende Liebe der matriarchalen Religion, spaltet zerstörerische Aggressionen ab und erkämpft mit einem brutalen 'Ausmordungsprogramm' die Vormacht im Vorderen Orient. Auf der Kehrseite der Macht wartet die Ohnmacht. Israel wird verwüstet und hört als Staat auf zu existieren. Wir können diesen Weg als ein Lehrstück begreifen, das zeigt, wie der totale Machtanspruch zu Un-Heil und zu völliger Vernichtung führen muß."50
Die antisemitischen Stereotype und Projektionen sind unübersehbar: Die Juden seien aus ihrem Urgrund herausgelöst, also wurzellos; nicht die Antisemiten, sondern die Juden spalteten zerstörerische Aggressionen ab und seien selbst schuld an ihrer Vernichtung. Christa Mulack verteidigt in der Zeitschrift Schlangenbrut ihren Vergleich von Judentum und Nazismus: Sie sehe keinen Unterschied, ob der Gottvater im Buch Ezekiel die Ausrottung von Frauen, Kindern und alten Leuten aufgrund ihrer unterschiedlichen Religion befiehlt oder ob Hitler und seine Handlanger die Ermordung der Juden fordern. Ihr Anliegen sei es, die Analogie der Denkstrukturen aufzuzeigen. Schließlich sei der Holocaust nur eine von zahllosen Auswirkungen patriarchaler Denkstrukturen, die man nicht nur in der hebräischen Bibel finde und der nicht nur Juden zum Opfer gefallen seien, sondern vor allem Frauen. Sie alle seien in gleicher Weise tragische Opfer des Patriarchats.51
Bei Hanna Wolff sind die Juden nicht nur schuld am falschen Gottesbild: Wer nämlich einschlägige Literatur zum krank machenden Gottesbild kenne, der "wundert sich nicht mehr über Kriegsgräuel, Konzentrationslager, Holocaust oder neueste Ausschreitungen, er fühlt sich vielmehr auf schmerzliche Weise gezwungen, über die Beziehung solcher perversen Gewalt zum krank machenden Gottesbild Erwägungen anzustellen."52 Da das Judentum schuld sei am krank machenden Gottesbild, und dieses Gottesbild schuld sei am Holocaust, seien die Juden selbst schuld an ihrer Vernichtung. Hierbei handelt es sich sozusagen um einen genuin feministischen Antisemitismus.
Mir war es leider nicht möglich, mit Sicherheit herauszufinden, ob diese Argumentationsweise nur bei deutschsprachigen feministischen Theologinnen anzutreffen ist. Wäre dies, wie ich vermute, der Fall, so wäre das neben dem sekundären Antisemitismus ein zweites Phänomen, dass nur in den Nachfolgestaaten des Nationalsozialismus als Täter-Opfer-Umkehr funktioniert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass historische Tatsachen, wie der Antisemitismus von Frauen im NS, im Sinne einer für Frauen identitätsstiftenden Geschichtsschreibung umgeschrieben wurden, was einen breiten Bogen an Konsequenzen - vom Mangel an Empathie gegenüber Jüdinnen und Juden, bis zu unleugenbarem Antisemitismus - nach sich zog.
In der Frauenbewegung ist es bis auf wenige Ausnahmen immer noch selbstverständlich, mithilfe der Theorie des Patriarchats alle Formen der Vergesellschaftung, einschließlich des NS, zu erklären. Die Patriarchatstheorie als Erklärung für den NS ist natürlich falsch, denn Geschlechterbeziehungen waren - trotz aller Umdeutungsversuche - nicht der Kern dessen, was nationalsozialistische Herrschaft ausmachte. So falsch sich die Theorie bei der Behauptung erweist, der Holocaust sei eine Konsequenz aus dem Patriarchat, so falsch ist sie auch in ihrem Postulat, Frauen würden sich im Antisemitismus oder Rassismus bloß männlichen Vorurteilen anpassen. Es wurde gezeigt, dass Frauen historisch ebenso antisemitisch agierten wie Männer, und empirische Studien belegen, dass sie daraus auch den gleichen psychischen Gewinn ziehen.53
Auch scheint der Begriff Patriarchat - wie er von oben zitierten Feministinnen verwendet wird - als Erklärung moderner Herrschaftsformen überhaupt unzulänglich: Die kapitalistisch organisierte Gesellschaft ist nicht mehr, wie im Feudalismus, durch persönliche Abhängigkeitsverhältnisse gekennzeichnet. Sie macht Männer wie Frauen zu ersetzbaren, den undurchschauten Verhältnissen gegenüber ohnmächtigen Charaktermasken. In der Gleichsetzung von Ungleichen als Lieferanten der Ware sind Geschlecht, Hautfarbe und Herkunft dem Kapital egal, solange das Individuum den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht wird. Dies gilt im Prinzip auch für den Staat und drückt sich in der Formel Gleichheit aller vor dem Gesetz aus. Für den Staat gilt aber auch, dass er die Arbeitskräfte dem Kapital nicht nur einfach liefert, sondern so liefern muss, dass es das Kapital möglichst wenig kostet und zusätzlich dafür zu sorgen hat, dass alles möglichst reibungslos zur Verfügung steht. Da sind antiquierte Vorstellungen wie die häusliche Rolle der Frau plötzlich sehr gefragt; da ist die Familie die Zelle des Staats. Das schlägt sich in Familien-, Bildungs- und Sozialpolitik nieder. Es lässt sich dann mit dem Staat (Gleichheit) gegen den Staat (Familien-, Männerprivilegien) trefflich kämpfen - und was herauskommt, entspricht dann meistens genau der Rechnung des Kapitals.
Deutlich wurde das in der frühkapitalistischen Phase, dem so genannten Manchester-Kapitalismus, als Frauen und Kinder schonungslos in den Produktionsprozess geworfen wurden, ohne dass in der proletarischen Gesellschaftsschicht so etwas wie Kleinfamilie existierte. Die Reproduktion von Arbeitskräften konnte so jedoch nicht gesichert werden. Darum ergeht an die Frauen (hauptsächlich indirekt und von den Frauen selbst in erschreckendem Maße verinnerlicht) der "Zusatzauftrag- der Reproduktion. Der Staat erspart sich dadurch die teuersten Einrichtungen, denn die individuelle Betreuung und Erziehung der werdenden Arbeitskraftbehälter und Konsummonaden ist unabdingbar. Er erlaubt einerseits Männern in Karenz zu gehen ("Gleichheit"), baut aber andererseits darauf, dass es weiterhin vor allem die Frauen tun. So sehr Staat und Kapital einerseits Gleichheit durchsetzen, so sehr machen sie sich andererseits auch jede Differenz sofort zu eigen, egal woher, aus welcher Zeit sie stammt.
Da diese Rückgriffe auf archaische gesellschaftliche Rollenverhältnisse meist zu Lasten der Frauen gehen, und die Gebärfähigkeit "der Frau" einen in dieser Gesellschaft unabschaffbar scheinenden Vorwand für biologistische Legitimationen dieses Sachverhalts darstellt, bleibt die Abschaffung von Staat und Kapital der einzig wirklich emanzipative Ausweg.
Ob bei der Analyse unserer Gesellschaft dabei der Begriff Patriarchat verwendet wird, ist letztlich egal, wichtig ist nur eine realitätsgerechte Theorie des Geschlechterverhältnisses, die Frauen nicht als das friedfertige, bessere Geschlecht postuliert, frei nach dem Motto: "Am weiblichen Wesen soll die Welt genesen" (Roswitha Scholz), sondern auf die Transformation von Herrschafts- und Unterdrückungsmechanismen reflektiert.
Literatur
Dohmen, Herbert/Scholz, Nina: Denunziert. Jeder tut mit. Jeder denkt nach. Jeder meldet, Wien 2003
Ebbinghaus, Angelika: Opfer und Täterinnen. Frauenbiographien des Nationalsozialismus, Frankfurt/Main 1996
Frenkel-Brunswik, Else/Sanford, R. Nevitt: Die antisemitische Persönlichkeit. Ein Forschungsbericht, in: Simmel, Ernst [Hg.]: Antisemitismus. Frankfurt/Main 1993
Gravenhorst, Lerke/Tatschmurat, Carmen [Hg.]: Töchter Fragen. NS-Frauengeschichte, Freiburg 1990
Jacoby, Jessica/Lwanga, Gotlinde Magiriba: Was "sie" schon immer über Antisemitismus wissen wollte, aber nie zu denken wagte, in: Geteilter Feminismus: Rassismus, Antisemitismus, Fremdenhaß, beiträge zur feministischen Theorie und Praxis, 13. Jahrgang (1990), Heft 27
Klier, Freya: Die Kaninchen von Ravensbrück. Medizinische Versuche an Frauen in der NS-Zeit, München 1994
Kohn-Ley, Charlotte/Korotin, Ilse [Hg.]: Der feministische "Sündenfall"? Antisemitische Vorurteile in der Frauenbewegung, Wien 1994
Koonz, Claudia: Mütter im Vaterland, Freiburg 1991
Mitscherlich, Margarethe: Die friedfertige Frau. Eine psychoanalytische Untersuchung zur Aggression der Geschlechter, Frankfurt/Main 1989
Müller-Münch, Ingrid: Die Frauen von Majdanek, Reinbek 1982
Rommelspacher, Birgit: Schuldlos - Schuldig? Wie sich junge Frauen mit Antisemitismus auseinandersetzen, Hamburg, ohne Jahresangabe
Schwarz, Gudrun: Frauen in der SS. Sippenverband und Frauenkorps, in: Heinsohn: Zwischen Karriere und Verfolgung
Walterspiel, Gabriela: Das "zweite Geschlecht- und das "Dritte Reich-. Über "Rasse- und "Geschlecht- im Feminismus, in: Kritik und Krise. Materialien gegen Politik und Ökonomie, Nr. 6, 1993
Windaus-Walser, Karin: Gnade der weiblichen Geburt? Zum Umgang der Frauenforschung mit Nationalsozialismus und Antisemitismus, in: Feministische Studien 1